
Bei Markus Lanz wurde am 26.6.2025 u.A. über Bildung gesprochen.
Gäste:
Karin Prien, CDU-Politikerin
Die frühere Kultusministerin von Schleswig-Holstein spricht über ihre Agenda als neue Bundesbildungsministerin.
Katja Giesler, Grundschullehrerin
Zu viele Aufgaben, wachsende Herausforderungen und zu wenig qualifiziertes Personal. Die Wiesbadenerin berichtet aus ihrem Schulalltag: "Wir sind komplett überlastet."
Ahmad Mansour, Integrationsexperte
Der Psychologe und Autor erläutert seine Vorschläge für bessere Lehrmethoden und mehr Bildungsgerechtigkeit.
Hier der Link zur wichtigen Diskussion:
Was hat Bildung nun aber mit meinem Foto oben zum Artikel der Stuttgarter Zeitung vom 27.6.25 „Putins Agenten sind höchst aktiv“ zu tun? Sehr viel!
Digitalisierung, KI/AI, wie auch jegliche neue Technologie setzen menschliche Reife für den adäquaten Umgang mit ihnen voraus. Das Dilemma: es gibt eine gefährliche Wechselwirkung zwischen Technik und Reife, wenn eine gewisse Reihenfolge nicht eingehalten wird: erst humane Fähigkeiten entwickeln, dann die Nutzung von sinnvoller, neuer Technik einbeziehen. Etwas, das „kinderleicht“ zu bedienen ist, ist nicht automatisch für die Hände von Kindern geeignet.
Aber auch Erwachsene sind nicht immer „erwachsen“ in diesem Sinne: da wird am Frühstückstisch oder beim gemeinsamen Abendessen (wenn es so was überhaupt noch gibt) am Handy oder Notebook hantiert, Blick und Aufmerksamkeit liegen auf diesen technischen Zaubergeräten, statt den anwesenden Familienmitgliedern gespendet zu werden. Ergebnis: emotionale Verarmung der am Tisch befindlichen Kinder und Beteiligten. Ich habe Mütter gesehen, die mit der einen Hand den Kinderwagen schieben, in der anderen das Handy und lieber ihren Blickkontakt zu ihrem Handy halten, als zu ihrem Neugeborenen.
Übertrieben? Viele Eltern neigen dazu, Verantwortung für ihre Kinder zu delegieren: an Kindergarten, Schule, Vereine etc.. Wenn aber bei 40% Migrationsanteil an unseren Grundschulen auch deutsche Kinder am Ende weder richtig deutsch sprechen noch rechnen können, haben wir ein ernstes Problem. Im Interview meint die Grundschullehrerin Katja Giesler, sie kenne Kinder, die nicht einmal das Wort „Bach“ einordnen können, geschweige denn Bücher wie „Pünktchen und Anton“ oder „Emil und die Detektive“ lesen können, im Gegenteil: es müssen inzwischen sogar einfachere Textversionen angeboten werden. Das Problem: Eltern lesen ihren Kindern nichts mehr vor und/oder überlassen sie alleine einer neuen Unterhaltungstechnik als Ablenkungsmanöver für fehlende, eigene Zuwendung. Dann ist man aber entsetzt, wenn 14 Jährige bereits zu Straftaten bis zum Mord fähig sind.
Die Sozialen Medien tun ein Übriges. Solche Medien wie TikTok bedienen die immer kürzer werdende Aufmerksameitsspanne bei Kindern und Jugendlichen: 30 Sekunden Clips müssen reichen, um sich ein Bild von der Welt zu machen. Doch was für ein Bild? Dieser Überkonsum oberflächlicher Schnellkicks optischer Reize fördert Krankheitsbilder wie ADS und ADHS.
Extreme politische und religiöse Kräfte in unserer Gesellschaft haben das schneller begriffen als die politische Mitte: Rechtsextreme und Linksextreme, Islamisten und Fanatiker werfen ihre Angelhaken in diesen Medien dort aus, und finden rasch reiche Beute. Die AfD hat es damit wohl auch geschafft, überwiegend jüngere Menschen für sich zu begeistern, bis die „Aktentasche des Olaf Scholz“ peinlich auch dort Einzug hielt.
Daher mein Bild w.o. mit dem Kurzartikel der Stuttgarter Zeitungen. Die dort abgebildeten Statistiken für BW sprechen für sich.
Karin Prien als neue Bildungsministerin denkt nicht nur über ein Handy-Verbot an Grundschulen nach, sondern auch über technische Begrenzungen für manche Inhalte in Sozialen Medien über eine Altersbegrenzung. Ebenso wie das Ziehen von Zigaretten an Automaten heute nur noch mit Personalausweis möglich ist. Freilich muss man die sinnvolle Altersgrenze noch ermitteln, denn irgendwann muss ein junger Mensch auch eigenverantwortlich handeln dürfen.
Die wichtigste Botschaft aber gelte den Eltern: es sollte wieder gemeinsame Rituale für Eltern und Kinder geben, täglich, morgens und abends und am Wochenende, die nicht nur mit Action und Fremdbespaßung einhergehen. Dann wissen unsere Kinder auch wieder, was ein Bach oder eine Hecke ist und lernen auch wieder, ihre Mitmenschen zu achten, wertzuschätzen und mit ihnen empathisch in Kontakt zu treten statt im chat hate messages zu verbreiten.
Empathie bezeichnet die Fähigkeit und Bereitschaft, die Empfindungen, Emotionen, Gedanken, Motive und Persönlichkeitsmerkmale einer anderen Person zu erkennen, zu verstehen und nachzuempfinden.
Demokratie stirbt nicht explosionsartig, sie stirbt langsam und unbemerkt, wenn wir uns alle nicht um sie bemühen. Dazu gehört zu allererst eine humanistische Grundausstattung - auch und gerade in einer Spaß- und Erlebnis- und Freizeitgesellschaft.
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